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Ich weiß alles

Ich weiß alles, was ich wissen muss, um zu wissen, was ich will. Und ich weiß alles, was ich wissen muss, um zu wissen, was ich nicht mehr will. Es ist ganz einfach, liebe Leser, Auch Sie wissen vermutlich alles. Alles, was Sie wissen müssen. Das Wissen anzuwenden, ist die Kunst, nicht, es zu besitzen.

Selten hatte man im Leben wahrscheinlich so oft die Chance, über Sinn und Unsinn ausgiebig nachzudenken, wie in den vergangenen zwei Jahren. Und nicht selten kam man sich an bestimmten Punkten wahrscheinlich schon etwas wahnsinnig vor, ob der erschütternden Erkenntnisse, die solche Grübeleien so mit sich bringen können. Doch je erschütternder die Erkenntnis, desto klarer sind Sie vermutlich bei Verstand. So zumindest meine Erfahrung. Nur was bringt einem Klarheit, wenn um einen herum alles in Scherben liegt, mögen Sie sich fragen. Nun – Wissen. Darüber, ob sich das Zusammenkleben noch lohnt, ob es nur noch eines Besens bedarf oder man gleich mit entschlossenen Schritten über den klirrenden und knirschenden Haufen hinwegschreiten sollte.

Nach cholerischen Versuchen des Klebens und Richtens habe ich persönlich mich für letzteren Schritt entschieden, dem Besen dabei noch einen Tritt verpasst, waren die verletzenden Scherben die Mühe einfach nicht wert. Einst waren sie schön und glänzten verführerisch, dass es verzückte, statt blendete. Nach einer Weile im Schatten wird der Blick jedoch klarer. Von Schönheit keine Spur. So mache ich mich auf, mit eigenen Spuren, die sind, wie sie sind.

Es sticht und brennt unter meinen Sohlen, aber ich schreite hinfort. Hinein in eine Umgebung ohne Scherben, ohne Besen, ohne Kleber, Geräusche und Nichtwissen. Denn ich weiß alles. Alles, was ich wissen muss.

(Bildnachweis: Pexels)

Andere Sicht (im Nebel)

Vertraut, im Nebel zu wandern!
Einsam über Busch und Stein,
Ohne Hilfe von andern,
Gedanken werden rein.

Voll von falschem Glanz die Welt,
Wo scheinbar nur das Licht war;
Erst, wenn der Nebel fällt,
Wird das Wichtigste sichtbar.

Wahrlich, nur der ist weise,
Der das Dunkel gut kennt,
Das zwar schmerzlich und leise,
Jedoch vom Herzen nicht trennt.

Vertraut, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Ganz ohne die andern
Schafft man’s allein.

Original (Im Nebel) von Hermann Hesse

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

Herzschmerz

Es sticht, es brennt, es drückt,
es muss raus.
Man geht eines Tags gebückt
aus dem Haus
der Liebe.

Die Liebe, sie ist
etwas and`res als gedacht.
Oft eine List
und ohne bedacht
der Seelen.

Wohin mit dem Herzen,
so ehrlich und rein?
Unerträglich die Schmerzen,
so lasst es sein –
allein.

Die Liebe kommt dort an,
wo sie gebraucht.
Man freut sich daran
und flickt einen Hauch
der Trauer.

Die Gefühle – so wahr –
die man trat,
sind noch da.
In der Tat
stiehlt sie keiner.

Allein mit der Liebe
wird man stark und nicht klein,
wehrt künftige Hiebe
ab wie ein Stein
des Lebens.

Schmerzliche Wahrheiten

Manchmal im Leben muss man in sich gehen und auch mal über seine Schattenseiten nachdenken, Dinge reflektieren, die man eventuell falsch oder wenigstens besser gemacht haben könnte.

So weiß ich, dass ich ein schwieriger Mensch bin. Laut. Emotional. Impulsiv. Zynisch. Aggressiv und noch so manches mehr. Sympathisch, nicht? Aber es geht noch besser, oder in dem Fall schlechter als meine Selbstbeschreibung, die ich gerne liebevoll als temperamentvoll und leidenschaftlich abkürze. Andere Menschen haben mich mitunter schon als arrogant, herrschsüchtig, verrückt, irre, geisteskrank, angsteinflößend, nervig, verletzend, rassistisch und gar Schlimmeres bezeichnet.

Das mag meinen Charakter betreffend jetzt vielleicht etwas abschreckend wirken, aber es soll ja hier auch eine kritische Betrachtung dessen erfolgen; sowohl aus meiner Perspektive als auch aus fremder Sicht. Die fremde Sicht mag einen selbst natürlich manchmal erstaunen, wenn nicht auch mal schocken, vor allem, wenn nicht einmal Argumente mit derartigen Beschreibungen einhergehen. Aber gut, auch damit lernt es sich, umzugehen, je älter man wird. Jeder hegt ja auch seine eigenen Empfindungen und allen gefallen muss man im Leben erst recht nicht. Demnach also völlig in Ordnung, wenn mich jemand scheiße findet! Worauf ich hingegen gar nicht klar komme, ist, wenn man mich der Lüge bezichtigt. Ich kann es wirklich nicht leiden! Denn das ist überhaupt meine schlimmste Eigenschaft: Ehrlichkeit. Sowohl aus fremder Sicht als inzwischen auch immer mehr aus meiner eigenen.

Wie oft im Leben bin ich bei meinen Mitmenschen schon angeeckt, weil ich Dinge schonungslos an- und ausgesprochen habe. Ich kann es nicht mehr zählen. Was gab es meinetwegen schon Streits und Eklats, selbst innerhalb der Familie. Freundschaften, die an meiner dämlich vorlauten Klappe zerbrochen sind, Menschen, die sich ängstlich oder genervt zurückgezogen haben. Scheint also an den Fremdeinschätzungen doch ab und an was dran zu sein.

Ich kann meinen Mund nicht halten. Geheimnisse, die man mir anvertraut, sind bei mir gut bewahrt, aber meine ehrlichen Gedanken zu diesen oder auch anderen Themen? Kriegste. Sonst implodiere ich! Neben Familie und Freunden war mir meine Ehrlichkeit auch sonst im Leben nicht oft dienlich, im Gegenteil, durch Lügen wäre ich sicherlich manches Mal angenehmer aus einer Situation heraus- oder gar nicht erst hineingekommen. Meine Ehrlichkeit hat mir schon sehr oft nichts als Traurigkeit und Einsamkeit gebracht. Ja, manchmal denke ich mir wirklich, warum lüge ich nicht einfach oder halte am besten ganz meinen Mund?

Und so schmerzlich meine Ehrlichkeit oftmals sowohl für andere als auch für mich ist, so ist die Antwort ganz einfach: Weil ich mir selbst noch in den Spiegel schauen und mich mit den Menschen umgeben möchte, die mich genau so schätzen und lieben wie ich bin! Ich mag ein wirklich ätzender Mensch sein. Aber ein Mensch mit einem reinen Herz, der es niemals böse mit anderen meint. Und genau der Mensch möchte ich bleiben. Und wenn ich am Ende allein dastehe. Ich bin wie ich bin und glücklich über diejenigen, die mich samt meiner schlechtesten Eigenschaft aushalten.

(Bildnachweis: Pexels)