Archiv der Kategorie: Auf der Suche nach Gott

Augenblicke

Was in einem Moment noch so schön ist, kann im nächsten Augenblick schon ganz anders aussehen. Was in einer Sekunde noch da war, ist in der nächsten vielleicht weg.

Das Leben besteht aus Augenblicken, die wir aufgrund der verstreichenden Zeit niemals festhalten können. Was bleibt, sind stets die Gefühle. Diese Beständigkeit ist stärker als jedes Erlebnis es sein könnte. Diese Diskrepanz zwischen Gefühlen und Gegebenheiten macht deren Akzeptanz mitunter unerträglich. Zu unverständlich und nicht greifbar, das Ganze.

Bestückt man jedoch jeden Augenblick mit seinen ehrlichen Gedanken und Gefühlen, so führen diese unterschiedlich verlaufenden Ebenen zusammen. Dieses Verschmelzen dürfte der Schlüssel sein. Um von Gedankenkarussellen rechtzeitig absteigen und schöne und unschöne Tatsachen ohne Schwindel betrachten – und neu empfinden und verstehen zu können.

So wird der Moment vielleicht gar zur Epoche, das Erleben zu intensivem Genuss, das Unfassbare erträglicher.

In Gedenken an M.C.P. (07.05.2022)

(Bildnachweis: Pexels)

Ich bin es leid!

Die Zeit ist gekommen

Ich befürchte, die Zeit ist gekommen, in der Gespräche und große Worte keinen Sinn mehr machen. Zu vergiftet die Atmosphäre. Dabei macht der vermeintliche Bildungsgrad auch keinen Unterschied, es sind einzig und allein die Ängste und andere Emotionen, die aus den Menschen sprechen. Selbst der bis hin geglaubte kluge Mensch hat inzwischen einen unaufhaltsamen Hass entwickelt, dem mit Vernunft und Appell nicht mehr zu begegnen ist. Es spielt auch keine Rolle, was die Menschen im einzelnen zu dieser Wut auf den anderen veranlasst – sie ist da. Und sie wird durch immer fetteres Futter gestärkt und gezüchtet, ausgeweitet und selbst der Unschuld in Person antrainiert. Die Zeit ist gekommen, in der es kein Zurück mehr gibt.

Nun muss gehandelt werden

Nein, dies ist kein Aufruf zu unrechtmäßigem Handeln. Es ist ein Aufruf zu Nächstenliebe. Eine offensichtlich unüberwindbare Hürde in dieser Zeit, ist selbst die Kirche nicht mehr in der Lage dazu. Nun ist jeder einzelne gefragt, Wärme und Licht ins Dunkel zu bringen. So unterschiedlich wir alle auch sind – vor Gott sind wir gleich. Es ist jetzt Aufgabe, den richtigen Weg zu finden. Jeder für sich. Der Weg, auf dem Liebe die Richtung weist, wird am Ende zu einem zusammenführen. Der andere wird bröckeln. Und dort, wo geschwiegen wird, werden die Herzen verkümmern. Nur Liebe zum Nächsten ist der Antrieb zu richtigem Handeln.

Jeder für sich

Es scheint jeder mit sich selbst beschäftigt. Vermutlich ist das wichtig, um der Wahrheit des Herzens folgen zu können. Aber es macht müde. Müde, noch weitere Worte zu bemühen. Sie sind zum Überdruss geworden. Hört sie noch jemand? Interessiert sie noch jemand? So seien sie ein Zeitdokument. Aus einer Phase, in der es laut und ruhig zugleich wurde und in der nur noch die ausgestreckte Hand zählte. Bei den Hassenden aus purem Egoismus, bei den Liebenden als Einladung in offene und reine Herzen. Jeder für sich entscheidet, warum er seine Hand ausstreckt.

Hilflosigkeit

Man fühlt sich so allein, so unverstanden, so hilflos. Worte verpuffen alle im Geschrei der Verzweiflung und ich bin es leid! Leid, die immer selben Diskussionen um Nichts zu führen. Leid, den unendlichen Hass weiter ertragen zu müssen. Leid, dass Freundschaften und Familien daran zerbrechen. Leid, dass Leid gegen Leid aufgewogen wird. Leid, das Leid mit anzusehen. Leid, noch was zu sagen.  Aber auch leid, einfach nur zuzusehen. Leid, gelähmt zu sein.

Wenn die Kraft ausgeht

Die Kraft schwindet meist, wenn der Weg aussichtslos erscheint. Sähen wir Licht am Horizont, könnten wir leichter unsere Reserven aktivieren. Wird die ausgestreckte Hand jedoch ignoriert, so verbrauchen sich die Reserven für Trauer. Die Hand sinkt langsam herab. Zeit für die Schweigenden, ihre zu reichen. Es ist ein Wechselspiel aller Kräfte. Jeder für sich und alle gemeinsam. Zum Herzen hin. Übrig bleiben wird Erschöpfung. Und Liebe!

(Bildnachweis: Pexels)

Der solidarische Martin

Es war das Jahr 2021, als eine verheerende Pandemie die Welt noch immer in Atem hielt. Menschen konnten teilweise nicht medizinisch versorgt werden, Kinder verhungerten oder wurden depressiv, viele Leute bangten um ihre Existenz und es erkrankten und starben auch welche an dem grassierenden Virus.

Zum Glück aber gab es zahlreiche Regeln, die die Menschen wenigstens vor dem Virustod bewahren sollten, etwa zuhause zu bleiben, keine Kontakte zu pflegen, keinen Sport zu treiben und überall Maske zu tragen. Zum Glück rottete man damit sogar die Grippe fast aus. Und Dank der Wissenschaft sollte es bereits nach wenigen Monaten einen Impfstoff geben, der vor schwerer Krankheit und Tod schützen sollte. Obwohl der Impfstoff in vielen Ländern in ausreichender Menge für alle Menschen zur Verfügung stand, machten leider nicht alle davon Gebrauch, sodass es sie besonders zu schützen galt. In einer Solidargemeinschaft war dies so üblich. Zum Glück.

Damit auch diese uneinsichtigen Menschen nicht sterben mussten und die bereits Geschützten nicht gefährden konnten, überlegte man sich neue Regeln eines solidarischen Zusammenlebens. Es war wahlweise möglich, bestimmte Bereiche und Veranstaltungen zum Schutz entweder nur noch geimpften Menschen zugänglich zu machen oder den ungeimpften Menschen gegen kleines Geld eine Testung auf das Virus anzubieten. Zudem ermöglichte man ihnen allerorts eine kostenlose Impfung, damit auch sie nach monatelanger Einhaltung aller Regeln sowie Verzicht und Rücksichtnahme endlich ihren Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten konnten. Die Impfung war der einzige Ausweg.

In dieser herausfordernden Zeit gerieten die Menschen zunehmend aneinander. Obwohl jedem eine kostenfreie Impfung unkompliziert zur Verfügung stand, behaupteten diejenigen, die sie dennoch verweigerten, vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen zu werden. Der Student Martin sah das irgendwie auch so, war gleichzeitig aber auch wütend auf diejenigen, die nicht zu einer höheren Impfquote verhalfen, um endlich wieder wie vor der Pandemie leben zu können.

Als Martin eines Tages mit seinem E-Roller  auf dem Weg ins Impfzentrum war, begegnete ihm unterwegs Kevin, der ihn um etwas Kleingeld bat. Da Martin schon immer ein Herz für seine Mitmenschen hatte, zögerte er nicht lange und lud Kevin zum Essen in ein nahegelegenes Restaurant ein. Kevin hätte das großzügige Angebot gerne angenommen, konnte jedoch für den Restaurantbesuch keinen erforderlichen Nachweis erbringen. Er war ungeimpft. Einen Test konnte er sich nicht leisten, da er seine Arbeit verloren hatte. Der solidarische Martin spendierte ihm eine Testung im ebenfalls um die Ecke liegenden Testzentrum und nutzte die Gelegenheit beim gemeinsamen Essen, Kevin von einer Impfung zu überzeugen. Auch wenn Kevin von Martins medizinischen Argumenten für die Impfung für sich persönlich wenig überzeugt war, entschloss er sich letztlich doch dazu. Er wollte wieder frei sein.

Kurze Zeit nach dieser Begegnung der zwei Männer, erkrankte Martin schwer an dem Virus. Aufgrund des gemeinsamen Essens mit Kevin hatte er seine Impfung versäumt, von der er sich Schutz erhoffte. Kevin verstarb kurz nach seiner Erstimpfung, zu der Martin ihm geraten hatte und von der er sich Freiheit erhoffte.

St. Martin hatte seinerzeit dem Bettler das gegeben, was er sichtlich am dringendsten benötigte. Im Jahre 2021 verpuffte bedingungslose Nächstenliebe in einer Schlacht um die einzig wahre Wahrheit. Ein Kampf, der aussichtslos war, bestand die Realität doch aus unterschiedlichen Sorgen und Bedürfnissen. Vielleicht würde es eines Tages auch der Letzte verstehen. Bis dahin aber musste das Trümmerfeld vermutlich erst noch explodieren.

(Bildnachweis: Pexels)

Man muss ja auch dankbar sein

Man soll dankbar sein für das, was man hat. Anderen geht es schlechter. Es könnte schlimmer sein. Erfreuen wir uns an den schönen Dingen des Lebens…

Diese nett gemeinten Mutmacher in schweren Zeiten kennen Sie alle sicherlich und oftmals nerven sie uns – seien wir doch ehrlich – extrem. Was aber bringt uns der Fluss aus Selbstmitleid, der uns nur tiefer in seine Fluten zieht als uns eigentlich lieb ist? Noch mehr Elend. Zumindest gefühlt. Wagen wir also einmal den Griff nach einem Grashalm am matschigen Ufer. Seien Sie unbesorgt, wenn Sie die Kraft aktuell noch nicht aufbringen und lassen sich noch etwas in Ufernähe treiben. Sie werden weiter kommen als ihre Weggefährten und das Wasser gestärkter verlassen, als Sie jetzt vielleicht glauben. Jeder muss die beste Stelle und den stabilsten Grashalm für sich selbst finden. Notfalls den Anker werfen. Wir alle haben einen.

Am Ufer mag es hektisch und befremdlich zugehen, jeder scheint mit sich selbst beschäftigt. Das ist normal, man muss sich sortieren und finden. Das ist der Vorteil an der ganzen Misere. Wir gehen zwangsläufig in uns, entdecken uns neu und finden neue Wege des eigenen Glücks. Das wiederum führt unsere Gesellschaft, vielleicht neu, aber bereichernder zusammen. Wir alle finden unseren Platz, lernen uns selbst und andere wieder wertzuschätzen, begreifen den Sinn des Lebens. Das mag stellenweise schmerzliche Erkenntnisse mit sich bringen, zeitgleich jedoch auch Geschenke, die zuvor in der Flut untergegangen und nun an Land gespült worden sind. Nehmen wir sie dankbar an und lassen Altes los.

Auf der Suche nach Gott

Es gibt Zeiten, in denen wir verzweifelt sind, uns alleine fühlen und einfach nicht mehr weiter wissen. Zeiten, in denen wir nach ihm suchen und darauf warten, dass er uns endlich auffängt aus dem Sturz, der nicht zu enden scheint. Wie in einem Traum, in dem wir fallen und aus dem Schlaf hochschrecken. Nur dass das Aufwachen – oder Ankommen – auf sich warten lässt.

Da ist dieses seltsame, nicht greifbare Gefühl des Alleinseins, wohlwissend (oder spürend?), dass dem eigentlich nicht so ist. Und dennoch wünschen wir uns so sehnlichst ein Zeichen von ihm, das uns in unserem Vertrauen bestärkt. Vielleicht sind wir sogar ein bisschen sauer auf ihn und fragen uns, ob er uns vergessen hat oder wollen bloß wissen, was er mit uns vor hat. Diese Antwort bekommen wir oftmals erst sehr lange Zeit später. Die Zeichen dazu jedoch eher. Beides geschieht zur rechten Zeit am rechten Ort.

Solche Zeichen sind lebendig, greifbar und sichtbar. Sie sind wahrhaftig! Nicht zu verfehlen. Sie sind ein Hinweis. Auf das Böse, auf das Gute, auf Vertrauen. Sie öffnen Augen und Herz. Diese Zeichen sind sogar immer da, manchmal müssen sie uns nur in Erinnerung gerufen oder vor Augen geführt werden, sodass wir sie bemerken und wieder spüren können. Wie eine Umarmung, die uns zeigt: Du bist nicht allein!

(Bildnachweis: Pexels)


In tiefster Dankbarkeit an alle rechtschaffenen Menschen und im Gebet für die, die es nicht sind.